Sinfonie 4 für Orchester

(Auszug)

Die Sinfonie 4 entstand im Auftrag der Berliner Festwochen. … Die Reinschrift der Partitur enthält auf der letzten Seite den Eintrag „Bln., 15.2.89, F.G.“. Die vier Sätze werden grob durch die Tempi lento/moderato – presto – lento/andante – allegro moderato/allegro molto bestimmt, wobei lediglich der zweite Satz durchgehend ein annähernd gleiches Tempo beibehält. Die Aufführungsdauer der Sinfonie beträgt circa 39 Minuten. Die Uraufführung erfolgte am 30. September 1989 mit dem Radio-Symphonie-Orchester Berlin (seit 1993 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin) unter der Leitung des Komponisten.

Die 15 Abschnitte des ersten Satzes lassen an den dritten Satz der Sinfonie 3 denken, jedoch diversifiziert Goldmann im ersten Satz der Sinfonie 4 das Tempo noch weitaus stärker. … Die fließenden Übergänge durch accelerando, rallentando, rit. bewirken, dass die Abschnitte gewissermaßen gleitend in ein neues Tempo wechseln und sie dadurch einen fließenden Charakter bekommen. …

Viermal erscheint das Tempo lento mit 3-4-8-9 Takten. … Sechs moderato-Abschnitte mit 3-6-9-12-18-24 Takten und fixem Tempo sowie zwei allegro- Abschnitte mit je 8 Takten … vervollständigen das Tableau.

Zwei unterschiedliche Grundcharaktere stehen sich im ersten Satz gewissermaßen thematisch gegenüber. Das lento respektive lento assai bevorzugt modulierende Klangfarben, Klänge, die vornehmlich durch ihre Veränderung in der Instrumentierung abgewandelt werden und wenig Bewegung erkennen lassen. …

Goldmann führt behutsam an die Architektur des ersten Satzes … heran. Im ersten lento-Abschnitt werden die drei Intervalle d2-e2, g-d2 und e2-h2 vorgestellt. Damit bekommt der Hörende die Chance, sich diese Grundsteine einzuprägen. …

Die Sinfonie 4 beschäftigt sich mit dem Phänomen der Zeit, des Zeitempfindens. Goldmann schreibt im Programmheft der Komischen Oper Berlin vom 15. Dezember 1989, dass „statt ausgreifender sinfonischer Ent- oder Verwicklungen der Aspekt des »Zeit-Lassens« zunächst zum Nachhorchen einzelner Klänge thematisch wird“. Der erste Grundcharakter, gewissermaßen das Hauptthema mit dem Aspekt des „Zeit-Lassens“, bleibt im ersten Satz dominierend. …

Einen zweiten Grundcharakter des ersten Satzes prägen die sechsmal erscheinenden moderato-Abschnitte. Ihre Dynamik ist stark ausgeprägt. … Zunächst nehmen die Intervallgrößen kontinuierlich ab (vgl. NB unten T. 8), akkordisch erfolgt dann ein Aufbau von einem bis zu fünf Tönen (T. 9), die nachfolgende Viertel-Triole reduziert den fünftönigen Akkord … am Ende auf die zwei Töne der Ausgangs-Quinte e2-h2.


 Sinfonie 4: Satz I, moderato 1; abnehmende Intervallgröße von der Quinte zum Unisono (T. 8), wachsender Akkord-Aufbau (1-2-3-3-4-5 Töne) und -Abbau (5-3-4-2 Töne) Takt 9.

… Die Harfe ist ab dem zweiten lento ein interessanter Impulsgeber, da sie aus den Tönen der liegenden Klänge ihre Arabesken bildet. …

Der mittlere Teil des ersten Satzes … beginnt mit einem achttaktigen allegro-Abschnitt und umfasst die Abschnitte 6-11. Der „sinfonische Gestus“, von dem Goldmann im Programmheft spricht, wird durch die beiden unterschiedlichen Themen und deren Variationen und Modifikationen angedeutet. …

In dieser Stille beginnt ein Streichquartett solo als denkbar intime Äußerung über vier Takte mit einer weiteren Variante des moderato-Themas …. Gleich zu Beginn der Streichquartett-Passage spielen zwei Kontrabässe ein Glissando abwärts vom Kontra-H zum Kontra-Fis und weiter zum Kontra-Es (T. 92-93), den klassischen Quartett-Rückgriff damit möglicherweise depravierend. Dieser Ton Es bleibt als Pedalton liegen bis zum Ende der Streichquartett-Passage beziehungsweise dem Ende des vierten moderato-Abschnitts (T. 99). Die Töne Kontra-Es und b bilden hier die Brückentöne zum folgenden lento assai (Abschnitt 10, T. 100), in dem as-b und d2-e2 die dominierenden Intervalle sind einschließlich der entsprechenden Viertelton-Alterationen. …

Beide allegro-Abschnitte, sowohl der Abschnitt 6 als auch der Abschnitt 12 führen gewissermaßen Anfangsintervalle der 15 Abschnitte vor ….

Einer Reprise gleich hämmern zu Beginn von Abschnitt 12 (allegro) Vibraphon und Marimbaphon ff Repetitionen, ähnlich denen der Holzbläser aus dem ersten allegro-Abschnitt, der den Mittelteil einleitet. …

Die eher statischen lento-Abschnitte befinden sich mit jedem Fortschreiten im Wandel ihres Charakters durch Repetitionen, Viertelton-Alterationen und dynamische Ausbrüche. Wie ein aus dem tiefen Innern kommendes Aufbegehren klingt der zweimalige ff-Einsatz der Bläser im Wechsel mit Bratschen und Violoncelli … am Ende des achten und zehnten Abschnitts.

Es schien aufgrund einer Reihe von angesprochenen Indizien gegeben, auf die Dreiteilung des ersten Satzes zurückzugreifen und damit einen wenn auch vielleicht nur schwachen … Schein der Tradition zu wahren. …

Nach Goldmanns eigenen Aussagen im Programmheft bestimmen „rastlose Bewegung ohne Ruhepunkte (»keine Zeit«)“ den Ablauf des zweiten Satzes.

Mit einem Crescendo-Decrescendo über jeweils sechs Takte bereiten im zweiten Satz fünf Schlagzeuge den Einsatz der Bläser vor. Wie ein Rondo-Thema erscheint der reine Solo-Part der fünf Schlagzeuge sieben Mal. …

 Sinfonie 4: Satz II, 5 Schlagzeuge solo beginnen den II. Satz mit Repetitionsgruppen von jeweils acht Sechzehnteln.

Gleich zu Beginn des ersten Orchestereinsatzes breitet Goldmann sein intervallisch kontinuierlich wachsendes Konstruktionsmaterial aus und bietet damit Gelegenheit sich einzuhören:

 

Eine tiefe Klangmasse wälzt sich im fünfstimmigen Kontrapunkt vom Kontra-E in den Bässen bis zum fis3 der Holzbläser in die Höhe. Die Schlagzeuge mit ihren permanent hastenden Repetitionen verlieren sich in den ersten drei Takten nach dem Bläsereinsatz. Auffallend ist der konsequente Gebrauch der 5 Achtel-Dauern in der Anfangsphase bei den Bläsern. Im weiteren Verlauf mischen sich die fixen mit den kontinuierlich zunehmenden respektive abnehmenden Dauern, mitunter auch im kurzen Wechsel.

… Die fünf Schlagzeuge bleiben mit ihren Repetitionen pp im Hintergrund. Erst gegen Ende einer Violinpassage, ab T. 122, setzen die Streicher solistisch mit Pizzicati ein, während gleichzeitig die vier Bläser ihr kontrapunktisches Stimmenverweben beenden. Mit einzelnen Akzenten der Bläser wird die Passage für drei Takte unterbrochen. Erneut streben zunächst drei Klarinetten im fff den Aufbau einer Steigerung an, andere Instrumentenkombinationen folgen, die Trompete 1 bläst oktavversetzt mit großen Intervallen eine Tonfolge, die an einen von Goldmann in früheren Sinfonien oft bemühten Halbton-Ganzton-Modus fragmentarisch mit den Tönen f-ges-as-a-h-c erinnert. Ab Takt 145 übernehmen die Streicher akkordisch die Repetitionen der fünf Schlagzeuge, während nur noch zwei Schlagzeuge Akzente setzen (T. 145-160). …

Eine Passage von Vibraphon und den Crotales im ff (T. 313-329) wird vom Umfeld der übrigen Instrumente im fff förmlich erschlagen. …

Mit 2 Gongs und 2 Tamtams (Fermate) stagniert der gesamte Orchester-Apparat nach Dauern von 1-2-3-4-5 Achteln (Triller, Flatterzunge, Tremolo) für einen kurzen Moment, um dann un poco meno mosso im ff  mit taktweise wechselnden Metren (7/8, 8/8, 9/8, 10/8, 11/8, 12/8, 6/8) homorhythmisch pastos fortzufahren. Ein Abschnitt, der fremd jedem Scherzo und fremd jedem Rondo ist. In Gruppen von drei+vier+fünf Takten und ständiger Beschleunigung wird der ¾-Takt wieder erreicht (T. 366). Resttakte – eines Trios vielleicht – werden von den fünf Schlagzeugen abgelöst. Der Satz endet (T. 393) mit den fünf Schlagzeugen sowie einem Cluster von Kontrafagott und 5 Kontrabässen: H-Cis-E-F-G-As in den Takten 381-384. …

Der dritte Satz ist ein aus fünf lento-Abschnitten und vier andante-Abschnitten bestehendes kompliziertes Konstrukt von insgesamt 153 Takten und einer Aufführungsdauer von ca. 10‘40‘‘.

Der erste Abschnitt (lento) ist deutlich in Taktgruppen von 4-3-5-2-1 gegliedert, mit einer Generalpause vor dem letzten Takt. Jede Taktgruppe baut ihren eigenen Klang mit einer fließenden Anzahl von Tönen auf. Der erste Akkord entsteht aus vier nacheinander einsetzenden Intervallen, den großen Septimen. Die Einsätze erfolgen jeweils nach 5-4-3 Achtelpausen. …

Die zweite Taktgruppe kombiniert große ‚Dezimen‘: A-des, fis1-b2, As-c1, g-h1. Der Abstand der Einsätze bleibt konstant bei 3 Achtelpausen. In der folgenden 5-Takt-Gruppe bestimmen Quarten den Akkordaufbau, am Schluss sind es jedoch wieder die großen Septimen des Anfangs. … Den Schlusstakt des ersten Abschnitts bildet die kleine Sekunde a-b in den Klarinetten, den gestopften Hörnern und den Bratschen.

„Der dritte Satz“, schreibt Goldmann im Programmheft (der Komischen Oper Berlin vom 15. Dezember 1989), „insistiert wieder auf dem Aspekt des ‚Zeit-Lassens‘ gleichsam nackter als im ersten Satz …“

Der zweite Abschnitt ist ein andante mit ständig wechselndem Metrum und taktweise anderen Instrumenten-Gruppen: Streicher-Holzbläser (ohne Fl., Ob.), Blechbläser-Streicher-Holzbläser (mit Fl., Ob.) etc. …

Im Verlauf des Abschnitts überlagern sich Holzbläser und Streicher respektive Blechbläser und Streicher. Mit dem Einsatz des B-A-C-H-Motivs in den Blechbläsern (ab T. 34) … sind alle Gruppen des Orchesters (p-pp-ppp) aktiviert. Die kinetische Energie nimmt zu bis zur Fermate im Takt 40.

Der nachfolgende dreitaktige lento-Abschnitt ist ein sich aufbauender Vierton-Cluster aus den Tönen a3 und g3 sowie den beiden um einen Viertelton auf- beziehungsweise abwärtsalterierten Tönen as3, Alterationen, die an die lento assai-Abschnitte des ersten Satzes erinnern. …

Das dritte lento (T. 58-73) reiht einen Fünfton-Cluster aus as3, a3, b3 und den um einen Viertelton hoch- beziehungsweise tiefalterierten Tönen a3 aneinander. …

Das aktionsreiche, ausgedehnte dritte andante wird bestimmt von kreisenden Fünfton-Figuren, permutierten Formen des B-A-C-H-Motivs in den Blechbläsern (T. 75) und einem von Goldmann vielfach verwendeten Modus in der Ganzton-Halbton-Abfolge. …

Vier unterschiedliche Gruppen reagieren auf Vergangenes und treiben die Verwicklungen zu einem Höhepunkt. …

Der Abschnitt endet mit einem ‚deformierten‘ Akkord aus F-Des-As-d und den jeweiligen Viertelton-Alterationen hoch und tief (T. 109-111).

Ganz ähnlich wie im ersten lento-Abschnitt, gewissermaßen als Reminiszenz, entwickelt Goldmann die ineinanderfließenden Klänge im sechsten Abschnitt (4. lento) …

Die unterschiedlichen Klänge werden in numerisch gesteuerten Phasen von 4-2-5-3 Takten aufgebaut. In der zweiten Phase verwendet Goldmann weit auseinander liegende Terzen: Des-f1, d-fis2, G-h, as-c2 für den Klangaufbau, wobei Intervalle sich oft nur kurz überlagern und dadurch einen fließenden Eindruck hinterlassen. Die folgende Fünftakt-Phase beginnt in den Streichern mit dem Intervall E-es3 im ppp, daraus baut sich ein Klanggebilde auf, das alle Töne der chromatischen Skala enthält:

 

Die Klangballung löst sich schließlich auf in den Akkord E-Cis-d-h-c2-es3. Die letzte Dreitakt-Phase (meno lento) verwendet englagige Kleinterzen für den Klangaufbau (fis2-a2, gis h, B-Des). …

Der achte Abschnitt, ein lento assai (T. 142-153), verzichtet auf das Aufbauen von Klängen, sondern setzt sie direkt, stets deformiert durch Viertelton-Alterierungen, und dies nur als Hintergrund im pppp. Drei Trompeten, zwei Schlagzeuge oder vier Holzbläser beschränken sich auf sehr kurze Crescendo-Einwürfe. Der gesamte Abschnitt ist … ein großer melodischer Bogen unterschiedlicher solistischer Instrumente. Das motivische Material stammt aus den Varianten vorangegangener andante-Abschnitte. …

Der dritte Satz ist reich an Variationen. … Goldmann erfindet immer neue Ableitungen von den im ersten andante exponierten Motiven, Varianten die seinen kreativen Geist offenbaren. …

Das ewig Statische in seinen Scheinschattierungen erklingt am Schluss in deformierten Akkorden, während das Liberale, Individuelle der ständig variierten motivischen Figuren schließlich die Dominanz erringt.

Der 4. Satz ist mit 486 Takten der umfangreichste, jedoch von der Dauer mit 9’47’’ etwa zwei Minuten kürzer als der erste Satz. Es lassen sich sieben sehr unterschiedlich lange Abschnitte erkennen.

Der erste Abschnitt (T. 1-38) beginnt mit dem Intervall der großen Sekunde f2-g2 über zwölf Takte, gehalten von unterschiedlichen Instrumenten und mit unterschiedlichen Spielweisen (Flatterzunge, Flageolett, Tremolo), einzig die fünf Schlagzeuge geben mit weichen Filzschlegeln Impulse. …

Aber es sind nicht mehr die stoisch-statischen, in sich ruhenden Klänge des ersten Satzes, denn eine quälende innere Unruhe, die sich ständig steigert, breitet sich aus aufgrund der permanent kleinen Crescendi und wohl auch durch das anfängliche Sekund-Intervall con sordino der Trompeten. …

Den zweiten Abschnitt (allegro molto) bestimmen vier charakteristische Ereignisse. Zunächst erzeugen die wie irrsinnig rasenden Figuren der Violinen – numerisch gesteuert nach Tonanzahl – eine fast absurde Rastlosigkeit. Holzbläser halten im Hintergrund das Intervall as1-e3. Den Rastlosen begegnen gewissermaßen im Vorüberhasten die Klänge von Vibraphon, Marimbaphon, Crotales und Harfe (T. 55-58). …

 

Erneut setzen rasende Streicherfiguren ein, diesmal vor dem Hintergrund des Intervalls fis1-cis3 in den Holzbläsern. …


Zwischen die Einsätze der Streicher schieben sich die Harmonien der drei Schlagzeuge und der Harfe. Es ist stets eine auskomponierte Beschleunigung. Dieser Wechsel wiederholt sich bis zum Einsatz der Bläser (T. 90), die dann mit einer eigenen kurzen Passage aufwarten (vgl. NB T. 94-97). …

 

… Eine ausgedehnte melodische Linie der Violinen I wird von den schnellen Figuren in zunächst wenigen Holzbläsern, Bratschen und Violoncelli eskortiert. …

Sie löst eine gewaltige Steigerung aus, die zu einem ersten Höhepunkt, wohl nicht nur dieses Abschnitts, sondern des gesamten vierten Satzes führt. Vier Gruppen lassen sich deutlich unterscheiden. Die erste Gruppe bilden die Holzbläser mit einem Wechsel von ausgehaltenen Trillern und schnellen Figuren (T. 205-210). Mit kurzen schnellen Einwürfen (T. 210-222) profilieren sich die Blechbläser mit ihren numerisch gesteuerten Akzent-Einsätzen (1-2-3-4-5-6), um später in punktierte Rhythmen überzugehen, die uns ansatzweise bereits im ersten Satz begegneten. Zwei Schlagzeuge mit durchlaufenden Achteln bilden die dritte Gruppe und setzen eigene Akzente. Schließlich die Streichergruppe, die ihre Einsätze zunächst im Wechsel mit den Blechbläsern koordiniert, dann aber mit dem Kontrafagott eine 11taktige Harmoniefolge bildet. …

Auf jeden Harmonie-Wechsel reagieren abwechselnd die Holzbläser und die Blechbläser mit ihrem nun punktierten Rhythmus. Abrupt bricht das Orchester auf dem Höhepunkt ab, und nur die Schlagzeuge übernehmen ein 18taktiges Zwischenspiel (ein Rückgriff auf den zweiten Satz), das piano endet und zum folgenden moderato-Abschnitt führt.

„Der vierte Satz versucht“, schreibt Goldmann erläuternd im Programmheft, „beide Ebenen (die des „Sich-Zeit-Lassens“ und die der „Rastlosigkeit“) zusammenzufügen, wobei die Rastlosigkeit des immer Weiterlaufens ihrerseits alles andere zu dominieren droht …“ (Programmheft der Komischen Oper Berlin vom 15. Dezember 1989). …

Bevor Goldmann den Höhepunkt anstrebt, spitzt er die Situation noch einmal zu mit einem Solo der Piccoloflöte, das durch heraufrollende Achtelfiguren eingeführt wird.

… Die Holzbläser beginnen mit geschwinden Figuren. Ab Takt 398 wechseln lineare Auf- und Abwärtsbewegungen in den Hörnern. Holzbläser werfen kurze Passagen in das zunehmend komplexer werdende Geschehen. Ab Takt 437 organisiert sich das Orchester zu weitgehend homorhythmischen Aktionen, die ihren Höhepunkt in den ff gehämmerten Sextolen finden. Ein poco a poco rallentando e diminuendo löst die inzwischen in sich bewegten Harmonien allmählich auf. … In den zwölf Takten des letzten allegro molto „bleiben denn auch […] nur einige Restsplitter übrig, die gleichsam ex negativo auf anderes verweisen möchten“. (Goldmann, ebenda)

Luftgeräusche der Blechbläser, col legno geschlagene Töne in den Streichern, ein Staccato-Akkord der Holzbläser und ein pp-Schlag der Großen Trommel beenden den Satz und die Sinfonie. Ein biederes Ergebnis am Ende, so scheint es, das aber wie ein emotionales Echo zum Nachdenken nicht nur anregt, sondern geradezu auffordert.