Der Titel
’Klangszenen‘ ließe sich
möglicherweise auch
substituieren durch ’Sinfonischer Satz‘, wenngleich
ein solcher Titel etwas
Unfertiges, ein unvollendet, ein Teil-Ganzes suggerierte.
Goldmann
eröffnet die erste von vier Orchesterszenen mit
liegenden Akkorden, die gelegentlich durch Tonrepetitionen eine leichte
interne
Unruhe erfahren und aufgrund kurzphasiger Toneinblendungen anderer als
die
akkordkonstituierenden Instrumente mit changierenden Klangfarben das
Ohr reizen.
In den ersten 16 Takten legt Goldmann – wie so oft in seinen
Werken – das
Kompositionsprinzip offen. Auf der Basis eines Modus‘ werden
die Akkorde
gebildet, die aus unterschiedlicher Tonanzahl bestehen und in
unterschiedlicher
Taktlänge sich ausbreiten.
Die Klangszenen
II bestehen aus vier
Orchester-Klangszenen. Zwischen ihnen fügt Goldmann jeweils
senza misura ein
instrumentales Solo ein, in der Folge: Oboe, Posaune und
Piccoloflöte. Sie
trennen und verbinden die Orchestersätze
gleichermaßen. […] Sie schaffen einen
starken Kontrast.
A Erste Orchester-Szene
Solo
1: Oboe
B Zweite
Orchester-Szene
Solo
2: Posaune
C Dritte
Orchester-Szene
Solo
3: Piccoloflöte
D Vierte Orchester-Szene
Goldmanns
Denkhorizont reichte weit über das rein Musikalische hinaus.
Anregungen erhielt
er durch ausgewählte literarische Schriften sowie aus dem
Bereich der
Soziologie und der Philosophie, wie seine Bibliothek offenbart.
Komponieren war
für Goldmann das Reflektieren seiner
„Welt“. Wie Gustav Mahler, dessen Werke er
sehr gut kannte, oder Charles E. Ives; montierte auch Goldmann
collageartig
charakteristische historische Ausdrucksweisen in seine Kompositionen,
und er
brachte damit das Disparate und seine immer komplexer werdende
Lebenswirklichkeit zum Ausdruck.