Ritornell - Tutti

Opus II und Opus V


Als Johann Joachim Quantz 1714 in Pirna Konzerte Antonio Vivaldis kennen lernte, begeisterte er sich für die „prächtigen Ritornelle“. Vierzig Jahre später beschrieb er sie in seinem „Versuch einer Anweisung, die Flute traversière zu spielen“ (Berlin 1752). Gewiss hatte er in der Zwischenzeit auch die Konzerte von Johann Sebastian Bach, Johann Georg Pisendel und anderen kennen gelernt. Er verlangt von einem Ritornell, dass alle Stimmen gut ausgearbeitet sind, von gefälligem Gesang und richtiger Imitation; außerdem sei auf eine „proportionierliche Länge“ zu achten, das heißt, ein Ritornell müsse wenigstens aus zwei Hauptteilen bestehen.
Joseph Riepel („Anfangsgründe zur musikalischen Setzkunst“, Regensburg/Wien 1752, S. 105) lässt seinen Praeceptor hierzu sagen: „Das Thema oder Anfangs-Tutti macht man freylich gern um mehrere Täcte länger, damit man einige Gegensätze davon hin und wieder dem Solo einverleiben könne“. Im dritten Kapitel (S. 22) erfahren wir durch den Discantista, dass Vivaldi der Komponist ist, nach dem der ‚Praeceptor’ seine Lektionen über das Konzert erteilt: „nun hat … ein italienischer Violinist oder Componist, Namens Vivaldi, die Concerte erdacht, oder doch in die Gestalt gebracht, so wie wir sie heut zu Tage noch haben.“
Die in der Thematik von der Opernsinfonia und der Opernaria beeinflussten Konzerte des Opus II von Tomaso Albinoni sind in ihren Ritornellen von harmonischer Einfachheit. Ihnen stehen die Konzerte Opus III von Vivaldi nahe, die jedoch energievoller im Rhythmischen und darüber hinaus virtuoser und prächtiger angelegt sind.
Das Ritornell des zweiten Konzertes (e-Moll) von Opus II zeigt in seinen beiden Teilen – Vordersatz und Fortspinnung – einen noch relativ geringen Kontrast. Achtel- und Sechzehntelwerte bei geringer melodischer Amplitude lassen keinen sonderlich ausgeprägten Charakter erkennen. Profiliert ist dagegen das Ritornell des sechsten Konzertes in D-Dur. Jeder Takt enthält einen Baustein, ein Motiv (a-e).

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Das Ritornell erinnert in seiner melodischen Struktur an das erste Konzert in D-Dur con quattro Violini obligati aus Opus III von Antonio Vivaldi, in dem die Solovioline I, nach eineinhalb Takten imitatorisch gefolgt von der Solovioline II, den ersten Satz eröffnet. In Vivaldis Konzertsatz kehrt diese prägnante thematische Bildung im Verlauf des Satzes in dieser Klarheit nicht wieder. Stilistische Untersuchungen führten Rudolf Eller zu dem Ergebnis, dass das Konzert zu den ,,relativ früh entstandenen“ aus Opus III gehört und unmittelbar nach 1700 entstanden sein dürfte (vergleiche Vorwort zur Ausgabe des „Concerto I con quattro Violini obligati“, Opus III, E. E. Nr. 1258, 1965).

Das D-Dur-Konzert (Opus II/6, 1. Satz) von Albinoni enthält im Ritornell ein von ihm häufiger verwendetes Motiv; ein dreimaliges Aufsteigen vom Quintton der Tonart zur Quarte, Quinte und Sechste (respektive Oktave, None und Dezime, s. o. T. 3):

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Schon in der 1690 entstandenen Sinfonia der Oper „Engelberta“ erklingt ein ähnliches Motiv:

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Im vierten Konzert von Opus II nimmt es thematischen Charakter an. Zusammen mit drei Tuttischlägen, einer unvollständigen Kadenz, bildet es hier den Vordersatz:

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Die Analyse Arnold Scherings („Geschichte des Instrumentalkonzerts bis auf die Gegenwart“, Leipzig 1905, S. 74) übersieht offensichtlich, dass die lediglich wegen der größeren Eröffnungswirkung vorangestellte Kadenz im nachfolgenden Thema enthalten ist, demnach nicht a-Teil sein kann.
Weniger prägnant erscheint wegen der Wiederholungen das aufsteigende Motiv im handschriftlich überlieferten Concerto F-Dur:

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Diesem Motiv nun stellt Albinoni im D-Dur Konzert (Opus II, Nr. 6) einen prägnanten Vordersatz voran. Die Gliederung wird klar erkennbar in der Wiederholung auf der Dominante, bei der drei Motive in der Reihenfolge vertauscht werden (d-b-c). Das nachfolgende „Ritornell“ in der Tp begnügt sich allein mit dem Rhythmus vom ersten Motiv (a), wobei es vom nicht modulierenden Solo überlagert wird. Diese doppelte Konstellation ist offenbar für die Konzertform entwicklungsgeschichtlich bedingt; ersetzt doch zweifelsohne die Fortspinnung des Tutti zunächst noch das später an dieser Stelle eingeführte modulierende Solo, wobei die enge Verknüpfung von T – D an die Sonata und besonders an die Tanzformen der Suite (Balletti) und an die Fuge erinnert.
Das gleiche doppelte Verhältnis wie im D-Dur-Konzert weisen Vs. und Fsp. im C-Dur-Konzert (Nr. 5) auf. Auch hier wird erst nach der Wiederholung des Vordersatzes auf der Dominante das Solo eingeführt, das Material aus der modulierenden Fortspinnung verwendet.

Einen Schritt weiter geht Albinoni in den Konzerten Nr. 2, e-Moll und Nr. 4, G-Dur. Er überwindet die enge Bindung der Dominante bzw. Tonikaparallele an die Tonika, indem das doppelte Verhältnis von Vs. und Fsp. im Eröffnungstutti zum Teil aufgelöst wird und das Solo sich kontrastierend dem Ritornell gegenüberstellt. Das rasche Aufgreifen des Dominantbereichs und die nachfolgende Modulation in den Parallelbereich findet man auch bei Giuseppe Torelli in den Konzerten Opus VIII (1709) (vergleiche Franz Giegling, „Giuseppe Torelli“, Kassel 1949, S. 62f.)
Im e-Moll-Konzert ist der Unterschied zwischen Tutti und Solo – besonders im Rhythmischen – wenig ausgeformt; deutlichere Züge finden sich im G-Dur-Konzert. Viertel- und Achtelwerte bestimmen das Bild des Ritornells, Sechzehntelfigurationen kennzeichnen den embryonalen Solopart. Wie kraftlos das Solo noch ist, erkennt man weniger an der Kürze der Passage, als vielmehr an ihrer motivischen Bedeutungslosigkeit und vor allem daran, dass ihm innerhalb der Form noch keine Funktion zugewiesen wird. Die bereits vollzogene Modulation der Tutti-Fortspinnung in die Dominante wird figuriert vom Solisten noch einmal vollzogen.

Entscheidend für die Entwicklung der Form ist die Einführung des Solo nach dem ersten harmonischen Feld, der Tonika, und die daraus resultierende Trennung bzw. Distanzierung des Dominantfeldes. In seiner Konsequenz führt dieser Weg zur formalen Aufwertung des Solo-Abschnittes und zu einer zunächst gleichbedeutenden Stellung neben dem Ritornell innerhalb der Konzertform.
Die „Gegensätze“, wie Riepel (S. 105) die Kontrastgedanken im Anfangstutti nennt, werden benötigt, um daraus motivisch das Solo zu speisen (vgl. Konzert D-Dur); sie können aber auch für die Bildung von mittleren Ritornellen herangezogen werden. Riepel kommt den motivisch-thematischen Gegebenheiten der Mittel-Tutti sehr nahe: (Praeceptor) „Das erste Mittel-Tutti fange ich gemeiniglich so an, als wie das Thema-Tutti; nur daß es abgekürzt wird. Das zweyte Mittel-Tutti in der Sext (Tp) oder in der Terz (Dp) fange ich aber selten so an; sondern ich bediene mich zu solchem Anfange etwan eines Gegensatzes vom Thema; oder es muß mir bisweilen das Solo selbst etliche Täcte dazu leihen, das ist, solche Täcte, die im Solo schon gehört sind worden. Und das tue ich deswegen, damit der Anfang des Thema nicht gar so oft angehört dörffe werden. Beym Schluß-Tutti gienge es auch so an; jedoch pflege ich meistentheils nur einen tauglichen Gegensatz darzu zu formiren, um endlich in Kürze den Kehraus groß zu machen.“

Das D-Dur-Konzert (siehe oben) gibt in gewisser Weise ein Modellbeispiel für das verkürzte Ritornell als erstes Mittel-Tutti (a d b) und die Verwendung eines Kontrastgedankens (= Gegensatzes / c) im Solo. In der diesem Konzert eigenen Konzertierfreudigkeit wird vom Solisten, der das gesamte nebentonartliche Feld (Tp) beherrscht, das dritte Ritornell geradezu überspielt. Das Schlussritornell in der Tonika zeigt eine für Albinonis Konzerte typische Anlage. Das Anfangstutti wird nahezu tongetreu wiederholt; es bleibt auch am Schluss der Fortspinnungsteil e, nachdem von d die Wiederholung entfiel, für die – hier solistische – Weiterführung offen. Da eine Modulation in die Dominante an dieser Stelle nicht gerechtfertigt ist, wendet er sich zur Subdominante und sequenziert sieben Tonstufen abwärts ein aus dem mittleren Solo und dem Fortspinnungsteil e stammendes motivisches Material, dem er gewissermaßen kontrapunktisch den Thema-Rhythmus (a) unterlegt. Diese Erweiterung des Schlussritornells endet mit Takt 38. Es folgt ein Anhang mit dem Gegensatz c in der Umkehrung und mit Wiederholung im Piano.
Im e-Moll-Konzert, Nr. 2, zeigt sich eine Eigenart Albinonis, das erste Tutti zu formen, die man in den späteren Konzerten bis hin zu Opus X sehr häufig beobachten kann.

Dem Festhalten an den in den frühen Konzerten geschaffenen Form-Modellen widmet Michael Talbot in seinem Artikel „Albinoni: the professional dilettante“ (in The Musical Times, vol. 112, no. 1540, pp.538-541) einen größeren Abschnitt. (S. 540: „Opus 5 [1707] represents the approximate point of intersection of the two lines we might draw in imitation of a graph – the one, almost horizontal, standing for the level of musical ‘form‘, the other, rising evenly at a steep angle, that of the musical ‘content’. By Opus 9 [1722], the disparity is embarrassing, by Opus 10 it is lamentable.“) Nach seiner Ansicht hat Albinoni aus den Ansätzen in der Entwicklung seiner Form nicht die nötigen Konsequenzen gezogen und es unterlassen, seinem größeren Zeitgenossen Vivaldi zu folgen („he failed to imitate Vivaldi“). Wir folgen dieser Einschätzung nicht.

Rudolf Eller („Das Formprinzip des Vivaldischen Konzerts“, Leipzig 1957, S. 103) spricht bei der Behandlung von Vivaldis später Konzertform davon, dass die Züge des Neuen – die zwar weniger in der ersten Phase seines Konzertschaffens, sondern erst zu einer Zeit ausgeprägt waren, als die Form durch eine größere Anzahl von Werken durch ihn stabilisiert worden war – „kaum zu einer Steigerung und Ausreifung der Konzertform, sondern eher zu einer gewissen Aushöhlung und Schablonisierung geführt haben. Es war Vivaldi durch seine persönliche Veranlagung weder vergönnt, die von ihm geschaffene konzertierende Aussageform – wie dies etwa J. S. Bach zu tun vermochte – zu einer größten musikalischen und geistigen Intensivierung im Sinne des Barock zu steigern, noch aber, sie zu einer dem neuen Stilwillen entsprechenden Form umzuprägen“. Die Form hatte eine Verfestigung erfahren. Sie wurde nur noch angefüllt, im Gegensatz zum Frühwerk, wo sie in jedem Einzelfall aus den Grundspannungen des Materials erwuchs (ebenda S. 116).
Diese Disparität zwischen Form und „Content“ (Talbot) scheint offenbar in der Spätphase bei Vivaldi zu bestehen.

Im zweiten Konzert von Opus II verwendet Albinoni ein Modell, dessen Fortspinnungsteil nicht in die nächstverwandte harmonische Ebene führt, sondern ein Tonikafeld abschließt. Danach beginnt das Tutti wieder mit dem Vordersatz und lässt den Gegensatz folgen, der durch die Zäsur jetzt deutlich vom Fortspinnungsteil getrennt ist. Klar erkennbar sind auch die kurzatmigen sequenzierenden Fortspinnungsmotive nebeneinander gestellt; ein geschickter Kunstgriff, um einen Kontrast zum anschließenden, fließenden Solo zu schaffen und gleichzeitig einer notengetreuen Wiederholung aus dem Wege zu gehen.
In dem Bestreben, den Umfang der Konzerte auszuweiten, griff Albinoni zuerst zum Mittel der Wiederholung bestimmter Formteile des Tutti.
Die Entwicklung der für Albinoni typischen Anlage der Eröffnung in Opus II stellt sich folgendermaßen dar (‚Entwicklung‘ ist auf die fortschreitende Ausdehnung tonikaler Flächen bezogen; es kann daraus wahrscheinlich keine Chronologie abgeleitet werden. Die Möglichkeit, dass Albinoni die ersten Konzerte bereits kurz nach der Veröffentlichung seines Opus I schrieb, ist nicht auszuschließen):

Opus II, Nr. 6, 1. Satz:
Vs – Gs – Fsp (Tutti); T – D – T / T – D (6 Takte)
Opus II, Nr. 5, 1. Satz:
Vs – Gs – Fsp (Tutti); T – D – T / T – D (8 Takte)
Opus II, Nr. 4, 1. Satz:
Vs – Fsp (= Gs) – Fsp (Solo); T – T – D – D (12 Takte)
Opus II, Nr. 2, 1. Satz:
Vs – Gs – Fsp (Tutti); T – D – T (8 Takte)
Opus II, Nr. 1, 1. Satz:
Vs – Gs – Fsp (Tutti) – Vs – Gs (Tutti); T – D – T – T / T – D – T – D (Tutti) (11 Takte)

Das Konzert Nr. 1 enthält kein Solo, es ist aber für spätere Konzerte (z. B. Opus IX, 10_I) grundlegend in der Umdeutung von Kadenzhalbschluss in (gelegentlich nicht erreichte) neue Tonika.
Bisher wurde besonderes Augenmerk auf die Anfangstutti gelegt. In den Konzerten von Opus II und Opus V stehen sie zu den Schlusstutti in einem Taktzahlenverhältnis von 1:2, einige 1:1, andere 1:3. In den ca. 1715 erschienenen Konzerten von Opus VII kehrt sich dieses Verhältnis um. Neben Taktzahlenverhältnissen von 1:1 stehen solche von 2:1 und 3:1. Daran ist wohl deutlich der Einfluss Vivaldis zu erkennen, dessen Konzerte (Opus III) weitaus umfangreicher angelegt waren. Albinoni versucht einen ersten Schritt, seinem zu dieser Zeit vielleicht schon berühmteren Zeitgenossen zu folgen. Das Ergebnis ist eine Hypertrophie des Anfangstutti. In Opus IX kommt das Verhältnis in ein Gleichgewicht, auch die Schlusstutti haben an Umfang zugenommen, und die Konzerte von Opus X (ca. 1736/37) zeigen in den Proportionen das gleiche Bild wie Opus II. Der durchschnittlichen Taktanzahl der Anfangssätze von 44 in Opus II stellen dieselben in Opus X 78 Takte entgegen, das heißt der Umfang hat sich nahezu verdoppelt, die Proportionen haben sich jedoch erhalten.
Eines der wesentlichsten Mittel, um die einzelnen Teile eines Konzertes auszudehnen, ist die Wiederholung (Rudolf Eller, „Das Formprinzip des Vivaldischen Konzerts“, S. 46: „Das Anfangstutti bei Vivaldi wird stets als Komplex gebildet, in dem das Verhältnis Vordersatz-Fortspinnung wirksam wird, wobei häufig der Vordersatz wiederholt wird.“), sie kann sowohl taktweise erfolgen als auch vollständige Vordersätze ersten und zweiten Grades erfassen. Für letztere Möglichkeit bietet das e-Moll-Konzert ein Beispiel.

Es ist nun zu untersuchen, wie Albinoni die Mitteltutti und das Schlusstutti formt. Johann Adolph Scheibe deutet bei der Abhandlung der Konzerte für ein Instrument allein ein wesentliches Ordnungsprinzip an, wenn er schreibt, dass die Solostellen deutlich unterschieden werden, wenn nach der Kadenz des Hauptsatzes (Anfangstutti) „besondere neue Sätze eintreten, und wenn diese wieder durch die Haupterfindung in veränderten Tonarten abgelöst werden“ („Der Critische Musicus“, S. 636). Als Muster diente ihm das Concerto nach italienischem Gusto von J. S. Bach, von dem er 1739 in seiner Zeitschrift „Critischer Musicus“ schrieb, dass „dieses Stück auf die beste Art eingerichtet ist, die nur in dieser Art zu setzen anzuwenden ist“ und „dass dieses Clavierconcert als ein vollkommenes Muster eines wohleingerichteten einstimmigen Concerts anzusehen ist.“). Und Quantz („Versuch einer Anweisung, die Flute traversière zu spielen“, S. 296) betont, dass die mittelsten Tutti nicht zu lang sein dürfen.

Wie diese Veränderung der Tonarten schulmäßig auszusehen hatte, erfahren wir von Joseph Riepel („Anfangsgründe zur musikalischen Setzkunst“, S. 93). Er unterscheidet zwei natürliche Ordnungen, die konzertmäßige T – D – Tp –T und die fugenmäßige T – D – Dp – T. Darüber hinaus kann ein Konzertsatz ausgedehnt werden, indem man vier Haupt-Soli, „weil es deren insgemein nur drey hat“, (ebenda, S. 94) setzt. In diesem Falle hätte das „erste Solo anzufangen in C, und zu moduliren ins G, wo hierauf das erste Mittel-Tutti oder Mittel-forte zu stehen käme. Das zweyte Solo fienge eben in G wieder an, und modulirte ins A, wo das zweyte Mittel-Tutti zu stehen kömmt. Das dritte Solo müßte eben hierauf in A anfangen, und sich zum E, nämlich zum dritten Mittel-Tutti wenden, worauf ich das vierte oder letzte Solo in diesem E anfangen, und mich damit zum Hauptschluß in C wenden, oder aber auch nach dem erstbemelt letzten Mittel-Tutti auf einmal gleich das letzte Solo in C anfangen könnte. Die fugenmäßige Ordnung würde vielleicht zu einer solangen Ausführung eben so gut sein, z. Ex. C – G – E – A – C.“
Walter Krüger („Das Concerto grosso in Deutschland“, Wolfenbüttel, Berlin 1932, S. 38) nimmt diese harmonische Anlage als Standardtypus für die Konzerte Vivaldis in Anspruch. Auch Walter Kolneder („Die Solokonzertform bei Vivaldi“, Strasbourg, Baden-Baden 1961, S. 10f. und S. 38), betrachtet den harmonischen Großrahmen durch die Tonartenfolge der Ritornelle in der von Riepel genannten Weise als einen der wesentlichsten Züge der Vivaldischen Solokonzertsätze. Ebenso spricht Minos Dounias („Die Violinkonzerte Giuseppe Tartinis“, Wolfenbüttel, Zürich 1966, S. 22) in diesem Zusammenhang von den „üblichen Folgen“ in der Modulationsordnung.
Rudolf Eller („Das Formprinzip des Vivaldischen Konzerts“, S. 116) weist nach, dass die Tonartenfolge besonders in den späteren Werken Vivaldis weitaus variabler ist und sich nicht ausschließlich auf die üblichen Folgen beschränkt, sondern sich stärker der Subdominantregion zuneigt.

T  Dp  Tp  T        (P* 325 1. Satz)
T  Sp  Tp  T        (P 138 1. Satz)
T  Tp  Sp  Dp  T  (P 373 1. Satz)
T   S  Sp  T  T     (P 202 1. Satz)
T  Tp–Dp  S  T    (P 202 3. Satz)
(*Marc Pincherle, « Antonio Vivaldi et la musique instrumental », Paris 1948, Bd. II, Inventaire thématique)

Für Albinoni wird die Subdominantregion auch in den Konzerten von Opus IX und Opus X nicht bedeutungsvoll, wenngleich sie in einigen Sätzen anzutreffen ist; so z. B. im dritten Satz des siebenten Konzertes aus Opus IX: T – D – Tp – Sp – Dp – T, oder im ersten Satz aus Opus IX, Nr. 2: T – Tp – S – T. In der Mehrzahl der Konzerte stimmt das Schema der Tonartenfolge mit dem von Riepel gegebenen überein.

Das oben erwähnte D-Dur-Konzert Opus II, 6_I enthält im ersten Mitteltutti drei Motive des Hauptsatzes und wird damit deutlich nach der modulierenden Fortspinnung platziert. Zwischen diesem und den Schlusstutti wird in den Takten 15-18 das Motiv d von der Solovioline und von Takt 21-24 der Rhythmus von Motiv a von den ersten Violinen wiedergegeben; darüber erklingt in der Solovioline von Figurationen verdeckt das charakteristische Quintintervall in der Umkehrung. Ein markanter Tutti-Einsatz im nebentonart1ichen Bereich fehlt. Im ersten Satz des fünften Konzerts (C-Dur) von Opus II steuert das Tutti die Dominantparallele e-Moll als Zielpunkt an, verweilt aber nicht in dieser Tonart, sondern moduliert sofort zurück in die Tonika; damit entfällt ein Mitteltutti.

Das e-Moll-Konzert (Nr. 2) beschränkt sich im Anfangssatz auf das Ausweichen in die Tp. Der nur 30 Takte umfassende Satz – der kürzeste von den sechs in Opus II – ist nach folgendem Schema gebaut: Tutti T e (Ritornell) Tutti/Solo T Tp G Tutti Tp G (Ritornell) Tutti/Solo Tp G Tutti T e (Ritornell). Harmonisch am reichhaltigsten ist das Konzert Nr. 4. Bereits im ersten Ritornell folgen Tutti-Einsätze in G-Dur und D-Dur, in e-Moll und in h-Moll und schließlich wieder in der Tonika G-Dur. Die Reprise, die Wiederaufnahme des Ritornellgedankens in der Tonika, stellt sich bei Albinoni in unterschiedlichster Form dar. Neben vollständigen, tongetreuen Wiederholungen (Opus V, 1, 3, 7, 8, 10) – meist mit einem Anhang versehen – stehen erweiterte Schlussritornelle (Opus II, 5_I; 6_I; Opus V, 3_I; 6_I). Vielfach sind die letzten Tutti unvollständig; Ritornellglieder fehlen (Opus IX, 6_I), Wiederholungen von Motiven sind ausgelassen (Opus II, 6_I; Opus V, 4_I), Ritornellglieder wurden umgestellt und mit freien Einschüben versehen (Opus IX, 9_I ), Motivverknüpfungen fehlen (Opus IX, 4_I ), eine Soloepisode wird einbezogen, der ein Tutti-Anhang folgt (Opus II, 4) usw.
Der Tonikaeintritt in die Reprise erfolgt entweder vorbereitet durch längere Dominantstauung oder mehr oder weniger verschleiert durch thematische Sequenzketten, wobei das letzte Glied gleichsam Tonikaeintritt ist (Opus II, 4_I). Das unvermittelte Einsetzen der Reprise wurde bereits beim e-Moll-Konzert erwähnt.

Damit sind wesentliche Merkmale der sechs Concerti aus Opus II aufgeführt. Sie sind Ausgangspunkt einer Entwicklung, die in Opus VII ihren Höhepunkt erreicht und in den Konzerten Opus X sich auslebt.
Vivaldis „L’Estro armonico“ war zwar erst 1711 im Druck erschienen, zeitgenössische Zeugnisse jedoch belegen (Karl Heller, „Die deutsche Überlieferung der Instrumentalwerke Vivaldis“ , Leipzig 1971, S. 178: In der Gräflich von Schönbornschen Musikbibliothek zu Wiesentheid liegt neben zahlreichen Handschriften Vivaldischer Werke eine Korrespondenz der Brüder Johann Philipp Franz und Rudolf Franz Erwein mit dem venezianischen Kaufmann Regaznig, dem Hauptvermittler von Musikalien aus Venedig für die Familie Schönborn. Aus einem Regaznig-Brief [den Kolneder mit dem 27.02.1710 datiert] erfahren wir, dass er bemüht war, „noch einige rare compositiones des Vivaldi zu erhalten und nechstens zu behendigen“), dass Konzerte von ihm schon einige Jahre früher gefragt waren (Karl Heller, ebenda, S. 179): „… als Zeitraum, in dem die in Wiesentheid liegenden handschriftlichen Kompositionen Vivaldis in den Besitz der Familie Schönborn gelangten, [kommen] mit größter Wahrscheinlichkeit nur die Jahre zwischen 1708 und 1714 in Frage.“). So ist das 1707 veröffentlichte Opus V von Albinoni nicht mehr mit Sicherheit in der Prioritätsfrage heranzuziehen. Es kann jedoch wiederum nicht die Ansicht vertreten werden, die Konzerte von Opus V wären erst 1707 oder kurz zuvor komponiert worden.

Die Tatsache, dass die Schlusssätze in Opus V „Meisterstücke fünfstimmiger Fugenkunst“ (Arnold Schering, „Geschichte des Instrumentalkonzerts bis auf die Gegenwart“, Leipzig 1905, S. 76) enthalten und „in den Anfangssätzen so viel ausgezeichnete und wohlklingende Kontrapunktik“ zu finden ist, neben der die bescheidenen Versuche in Opus II, 4_III verblassen, lässt einen Kontrapunktunterricht in den Jahren zwischen 1700 und 1705 vermuten. Giovanni Legrenzi, Direktor des Conservatorio dei Mendicanti und seit 1685 Kapellmeister an San Marco wäre zweifelsohne der ergiebigste Lehrer gewesen, aber er starb bereits 1690. Aus seinem Schülerkreis stammt der mit Albinoni befreundete Antonio Biffi, er war um 1705 Maestro di Cappella in San Marco und Trauzeuge bei der Eheschließung Albinonis mit Margherita Rimondi (1705), und Johann Mattheson („Grundlage einer Ehrenpforte“, Hamburg 1740, S. 371) berichtet von dem Unterricht, den Daniel Gottlieb Treu von Antonio Biffi im Singen und Spielen und im Kontrapunkt erhalten hat. Ob Albinoni lediglich „in amicizia con l‘organista Biffi“ war (Remo Giazotto,„Tomaso Albinoni“ , Milano 1945, S. 25), oder ob möglicherweise ein Lehrer-Schüler-Verhältnis dieser Freundschaft vorausgegangen war, bedarf noch der Untersuchung.
In den Konzerten von Opus V wird der Tutti-Solo-Wechsel häufiger, aber auch hier ist das Solo von ähnlich geringer struktureller Selbständigkeit wie in Opus II. Der innere Zusammenhang mit den Tutti, den Ritornellen, lässt das Solo sich zumeist mit Umspielungen der in den Ripienviolinen erklingenden Motive begnügen. Die enge Bindung löst sich erst im Opus VII. Das Solo wird selbständig und steht dem Tutti gleichwertig gegenüber.
Marc Pincherle („Antonio Vivaldi et la musique instrumental“, Paris 1948, S. 228) geht der wechselseitigen Beeinflussung Albinoni – Vivaldi nach und nimmt einen Einfluss Vivaldis bereits für Opus V in Anspruch infolge der gewachsenen langsamen Mittelsätze („… il est possible que, dés ce moment, plusieurs années avant que d’être édités, des concertos de Vivaldi aient circulé et qu’en prenant exemple, Albinoni, de modèle soit devenu l’imitateur de son cadet.“). Im Hinblick auf die schnellen Ecksätze muss es fraglich erscheinen.

Die langsamen Sätze sind auch nur zum Teil größer, und Beispiele dafür bot zu dieser Zeit auch Torelli. Rudolf Eller („Das Formprinzip des Vivaldischen Konzerts“, Leipzig 1957, S. 17) hält Pincherles Gegenüberstellung (Pincherle, „Antonio Vivaldi et la musique instrumental“, S. 229) der relativ langen Soli aus Opus II, 6_I und der kürzeren aus Opus V, 1_I für irreführend, „sie kann nur als Beleg dafür gelten, daß Opus V in den Sololängen nicht über Opus II hinausgeht“. Beide stimmen jedoch in der Beurteilung des Verhältnisses, in dem beide Venezianer als Schöpfer von Konzerten standen, überein; demzufolge Albinoni „suit avec quelque difficulté dans le domaine de la construction formelle“ (Marc Pincherle, „Antonio Vivaldi et la musique instrumental“, S. 229) Antonio Vivaldi, ohne dabei diesen weder in den Ausmaßen (l’ampleur) noch in der „liberté ou la varieté des coupes“ (ebenda, S. 228) jemals zu erreichen. Zum Vorbild für Vivaldi wurde Albinoni in der Formulierung des Ritornellgedankens, dem er „Plastik und gewissermaßen die Kraft eines Zitats verlieh“ (Arnold Schering, „Geschichte des Instrumentalkonzerts bis auf die Gegenwart“, S. 75). Die Tuttithemen von Opus II und von Opus V verleugnen ihren Einfluss aus der zeitgenössischen Oper nicht, ohne jedoch deren flüchtige Schreibweise zu übernehmen. Im Gegenteil, ein wesentliches Merkmal der Albinonischen Concerti ist die äußerst gediegene Satzarbeit. Beispiele dafür bieten nicht nur die Schluss-Sätze in Opus V, sondern auch die Anfangssätze; so das Konzert Nr. 2, F-Dur. Das Verhältnis Vordersatz – Fortspinnung prägt auch hier – wie in Opus II – die Anlage des ersten Tutti. Mit dem Eintritt der ersten Soloepisode erklingt in den Ripienviolinen das Thema (Vs.). Wurde in den Konzerten von Opus II die Modulation gewissermaßen nacheinander zweimal vollzogen, das erste Mal vom Tutti, dann vom Solo, so finden wir eine engere Verbindung zwischen Tutti (Vs.) und Solo durch die im Solo und im thematischen Tutti gleichzeitig erfolgende Modulation.

Eine interessante Bereicherung der Tutti-Solo-Beziehung bieten die Konzerte Opus V, Nr. 11 und 12. Der erste Satz des g-Moll-Konzertes, Nr. 11, beginnt mit einem modulierenden Vordersatz (g nach B). Den Fortspinnungsteil übernimmt das rückmodulierende Solo (B nach g). Danach setzt wiederum der Vordersatz in der Tonika ein und moduliert nach B-Dur (Tp). Das anschließende Solo festigt die neue Tonart. Das Tutti beginnt mit dem Ritornellthema, das vom Solo übernommen und weitergesponnen wird und in die Dominante, nach d-Moll moduliert. Ähnlich früheren Konzerten fehlt das dritte Ritornell.
Die Anlage der Eröffnungstutti (vgl. auch Opus V, 5_I) macht deutlich, dass Albinoni nach Möglichkeiten sucht, das Solo nicht erst im Nebentonartenbereich zur Geltung zu bringen. Eine konstruktive Rolle im Sinne Riepels spielt es nicht. Es ist dies eine Formgestaltung, die in einigen der späteren Oboenkonzerte von Opus VII und IX wieder aufgegriffen wird. Dass Albinoni in den Konzerten mit der Form, der Anlage von Tutti und Solo, dem harmonischen Plan usw. experimentiert, zeigt das zwölfte Konzert in Opus V, das mit einer Eröffnung von Solovioline und nur erster Ripienvioline (ähnliche konzertierende Passagen von Violino solo und Violino Primo di Concerto finden sich nach einem Unisono-Anfangstutti in einem Konzert C-Dur, Sammeldruck, Roger) in den ersten vier Takten anregend für Vivaldis Soloeröffnungen in „L‘Estro armonico“ (1711) gewesen sein kann. Außerdem ist die rhythmische Verwandtschaft mit dem Vordersatz des fünften Konzertes (1. Satz von Opus III) von Vivaldi unverkennbar (zunächst Albinoni darunter Vivaldi):

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Das C-Dur-Konzert Opus V, Nr. 12, zeigt folgenden Aufbau. Der Vordersatz, mit der im untergeordneten Verhältnis immanenten Konstellation Vs. – Fsp., umfasst vier Takte (Solovioline und erste Ripienvioline); ihm folgt die in die Dominante modulierende Fortspinnung. Das Solo vollzieht dabei die Modulation, nachdem das Tutti zum Halbschluss führte.
Opus V, 12_I: Vs./Tonika - Solo (a, b, c) Dominante; Fsp. – Tutti/Solo (d, e) Tonika – Dominante.
Albinoni bedient sich des Schemas der Konzerte Nr. 5 und 6 von Opus II; der Vordersatz endet mit einem Halbschluss, die Fortspinnung moduliert in die Dominante. Das neue an diesem Ritornell ist die Klangstruktur. Solovioline und erste Ripienvioline beginnen auch das Ritornell in der Dominante, das im Fortspinnungsteil verkürzt wiederkehrt und von der zweiten Ripienvioline – unterstützt von den übrigen – weitergeführt wird. Damit wird gleichzeitig dem wieder in der Tonika einsetzenden Thema die Prägnanz eines Ritornell-Einsatzes genommen. Diesen Übergang von Takt 14 zu Takt 15 bildet eine kunstvolle Motivverknüpfung. Er beginnt mit der Umkehrung der Figur aus T. 5 in der zweiten Violine (zweite Hälfte T. 14) und wird fortgeführt (Takt 15) mit der Sechzehntelgruppe des 3. Viertels aus T. 2 (Ripienvioline) bzw. der Gruppe des dritten Viertels in T. 4 und wird abgeschlossen mit der Umkehrung der Figur aus T. 2, drittes Viertel. Der Einsatz des Ritornell-Themas in der Tonika (T. 15) fällt zusammen mit der Verwendung des Fortspinnungsmotives, d. h. thematisch-motivische Elemente des übergeordneten Vordersatzes erklingen simultan.
Derartige Verdichtungen sind in den Konzerten Albinonis keine Seltenheit und gehören zu den interessanten Eigenheiten dieses venezianischen Komponisten. Der Ritornelleinsatz in C-Dur ist Ausgangspunkt einer Modulation nach e-Moll (Dp), die zunächst im Wechsel von erster Ripienvioline und Solovioline abläuft und das Kopfmotiv der Fortspinnung in der Schlussphase verwendet, jedoch allein von der Solo-Violine bestritten wird. Nach der Kadenz führt die Modulation sofort nach a-Moll (Tp). Die konzertierende Solovioline wird vom Solo-Violoncello abgelöst; darüber erklingt im Wechsel der Ripienviolinen eine Motivvariante aus T. 5 (Violine II) bzw. deren Teil-Umkehrung, T. 14:

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Mit diesem Motiv wird auch die Rückmodulation in die Tonika eingeleitet. Es erscheint in den verschiedensten Varianten, und mit dem Einsatz des Schlussritornells (T. 40) spielt es das Violoncello, wobei weniger die melodische Linie als vielmehr die harmonische Spannung von T – S das Urmotiv noch erkennen lassen.
Das Schlusstutti steht zum Anfangstutti im Taktzahlenverhältnis 3:2 und beginnt mit dem verkürzten Vordersatz, wie ihn das Dominant-Ritornell aufwies. Ein neues Motiv wird eingeführt und mit Fortspinnungselementen des Vordersatzes verknüpft. Ein Anhang beschließt den Satz.
Auf den Einfluss, den Albinoni möglicherweise mit diesem Konzert auf Vivaldi ausgeübt hat, wurde oben hingewiesen; ebenso auf die Problematik der Prioritätsfrage. Die Annahme Pincherles („Antonio Vivaldi et la musique instrumental“, Paris 1948, S. 54) und Kolneders („Antonio Vivaldi“, Wiesbaden 1965, S. 256 und S. 260), dass sich die Entstehungszeit der Konzerte zu Opus III von Vivaldi über mehrere Jahre erstreckt und die Zeit von 1700 bis zur Druckausgabe (1711) umfasst, schließt dennoch nicht aus, dass selbst Formelemente aus Opus V anregend für Vivaldi gewesen sein können. Unter den Konzerten aus Opus III von Vivaldi weist das fünfte in A-Dur auf Albinoni als Vorbild. In den Konzerten von Opus III, „L‘Estro armonico“, in denen die Ausformung des Tutti als Komplex und des eigenwertigen Concertinos oder Solos abgeschlossen ist, sind die Beziehungen zwischen Tutti und Solo im Sinne der neuen Form gefestigt (Rudolf Eller,„Das Formprinzip des Vivaldischen Konzerts“ , Leipzig 1957, S. 39). Die ungewöhnliche Vielfalt der Formgestaltung gestattet am Detail Verbindungen zu Vorbildern zu knüpfen. Im Konzert Nr. 5, A-Dur, weist die Anlage des Ritornells durch ein da capo auf ein von Albinoni in Opus II geprägtes Schema. Der erste Satz von Konzert Nr. 2 erweitert den Umfang des Anfangstutti durch eine Wiederholung von Vordersatz und Fortspinnung (vgl. auch das Anfangsritornell zum Konzert Nr. 1, Opus II).
Allein an den Taktzahlen, den Ausmaßen des Eröffnungs-Ritornells – 16 Takte bei Albinoni und 46 bei Vivaldi – aber auch in der klaren Gegenüberstellung von Tutti und unbegleiteten oder sehr durchsichtig begleiteten Soli, sind die fortgeschrittene Entwicklung und die stilistischen Eigenheiten Vivaldis deutlich ablesbar.